Es rollt wieder: die Schokofahrt läuft! (Schoko-Blog 04/2023)

Seit Karsamstag ist sie wieder unterwegs, die diesjährige Frühjahrs-Schokofahrt! Für die, die mit dem Begriff bislang (noch) nichts anfangen können: Bei der Schokofahrt soll anhand des Konsumguts Schokolade die negative Klimabilanz von Lebensmitteln und Konsumgütern von der Entstehung bis zum Verbraucher bewusst gemacht und eine emissionsfreie Alternative aufgezeigt werden. Hierzu wird Kakao aus biologischem, fairem und nachhaltigem Anbau mit dem Segelschiff TRES HOMBRES nach Amsterdam verschifft, wo er mit Solarstrom verarbeitet wird. Ab hier fahren in einer Sternfahrt zweimal im Jahr Radfahr-Teams aus ganz Deutschland per Muskelkraft in die einzelnen Bestimmungsregionen – und für Rhein-Neckar (und sogar noch ein paar andere Regionen) ist die Speisekammer wieder mit dabei!

Aufgebrochen sind viele bereits in der Woche vor Ostern: Wer mit Lastenrad fährt, kommt per Bahn ohnehin nur bis maximal zur deutsch-niederländischen Grenze. Dies haben einige gemacht, andere sind (z.B. aus Konstanz am Bodensee!) einfach die komplette Strecke nach Amsterdam geradelt – in Tagesetappen zwischen 70 und 120 Kilometern. Manche kamen mit dem klimafreundlichen Nachtzug bis nach Amsterdam – hier fährt die Bahn nach eigener Auskunft ja komplett mit Ökostrom.

Karsamstag trafen sich die meisten Teams also nun zum gemeinsamen Einladen bei den CHOCOLATEMAKERS AMSTERDAM, die die Kakaobohnen vom Schiff Tres Hombres verarbeiten. Hier waren wieder an die 50 Lastenräder vor Ort, neben einer Vielzahl an normalen Bikes mit und ohne Anhänger und sogar Liegerädern. Jeder nimmt, was er laden kann.

Für die Rhein-Neckar-Region starten diesmal 8 Fahrerinnen und Fahrer in Amsterdam, zu denen fast jeden Tag noch weitere dazukommen, die die bis dahin Fahrenden entweder ablösen oder für die Weiterfahrt unterstützen. Insgesamt sind bis Mannheim 15 Fahrende dabei – von und für die Speisekammer starten dabei Birgit (Amsterdam-Mannheim), Pauline (Amsterdam-Venlo), Georg (Ottersum-Koblenz), Michael (Pulheim-Mannheim) und Louise (Bonn-Mannheim). Da das aber viel mehr Kapazität bedeutet als die Speisekammer selbst braucht, nehmen die Fahrenden auch Bestellungen aus Mönchengladbach, Koblenz, Mainz und Ludwigshafen mit. Insgesamt fährt das Team Rhein-Neckar damit ca. 150 kg leckerste Schokolade.

Hier ein paar Impressionen vom ersten Tag (08.04.2023): Der gemeinsame Aufbruch von der Villa Buitenlust Amsterdam, einer integrativen Herberge, in der die meisten der Schokofahrerinnen und Schokofahrer die Nacht vor der Abfahrt unterkommen, das gemeinsame Treffen vieler Schokofahrt-Gruppen bei den Chocolatemakers in Amsterdam, Verkostung, Beladung und der ersten Fahrtetappe ins 65 Kilometer entfernte Amersfoort.

Nachdem die erste Etappe bis Amersfoort am Tag des Beladens und der Schokoverkostung mit etwa 60 Kilometern ja noch etwas überschaubarer war, führte der zweite TagOstersonntag (09.04.2023)– auf einer Länge von 85 Kilometern über den holländischen „Nederrijn“ und die Waal durch Nijmegen ins schöne Dörfchen Ottersum am Beginn des Nationalparks „Maasduinen“. Wie immer in den Niederlanden erfreut man sich in diesem Land an einer nahezu perfekter Radinfrastruktur, von breiten, gekennzeichneten Radwegen („fietspaden“) und -straßen über „knooppunten“ (nummerierte Knotenpunkte zur leichten Orientierung während der Fahrt), schräg entlang der Radwege aufgestellten Müllkörben, in die man seinen Abfall (sofern man überhaupt welchen verursacht!) während der Fahrt treffsicher deponieren kann, bis zu intelligenten Verkehrsampeln, die sofort auf grün schalten, wenn man sich als Radfahrender nähert, wodurch es sich vom morgendlichen Start bis zur Mittagspause ohne einmal absteigen durchfahren ließ. Große Vorbilder für die Fahrradinfrastruktur in Deutschland, die zeigt, wie leicht Menschen bei entsprechender Infrastruktur auf das Fahrrad umsteigen!

10.04.2023, Ostermontag: Der dritte Fahr-Tag, und die Gruppe hat sich über Nacht um ein weiteres, nachgereistes Lastenrad vergrößert (Georg). Gemeinsam führt die letzte Etappe auf niederländischem Grund entlang der malerischen Maasdünen bis nach Venlo. Unterwegs der erste unfreiwillige Zwischenstopp: ein Platten an einem Reifeneines Fahrradhängers. Vorbereitet wie die Gruppe ist, wird vor Ort der Schlauch gewechselt und die Fahrt geht weiter zum Grenzort Venlo. Hier verlässt uns einerseits die erste Staffel-Fahrerin (Pauline), zum anderen treffen wir hier auf die Schokofahrer aus Bonn, mit denen wir nun anderthalb Tage gemeinsam fahren, sowie Stefan und Birgit aus Mönchengladbach, die uns als Leerfahrt entgegengefahren sind, ihre Bestellung übernehmen und uns zudem in Mönchengladbach private Unterkünfte stellen. Während sich die Landschaft nun merklich ändert und sich zudem hinter uns Wolken auftürmen, erreichen wir das Tagesziel Mönchengladbach gerade noch trocken und dürfen den Tag mit einem gemeinsamen Abendessen bei Gastgeberin Barbara, mit Nudeln und selbstgemachter Bärlauchpesto beenden, bevor sich alle auf mehrere Gastquartiere verteilen.

Der vierte Fahr-Tag (Dienstag, 11.04.) beginnt mit mehreren Überraschungen: Zum einen der, mit einem Haselnusslikör verabschiedet zu werden – serviert auf einem zum Tablett umgebauten alten Fahrrad-Verkehrsschild. Allerdings sind bei Micha Knieschmerzen aufgetreten, weshalb er den Tag pausieren muss und mit dem Zug bis Bonn weiterfährt. Seine Ladung wird auf andere Räder verteilt. Neu mit dabei ist Andreas, der einige Gastquartiere in Bonn stellt (vielen Dank!) und bis dorthin mit uns mitradelt. Noch vor Köln bekommen wir einen weiteren Micha als Verstärkung, der ebenfalls hinterhergereist ist und ab Pulheim bis nach Mannheim mitfahren wird. Über den Kölner Außenring erreichen wir den Rhein bei Wesseling, wo uns zu unserem erstaunten Vergnügen ein Fahrradhändler im Vorbeiradeln „Ah: Schokofahrt?“ zuruft. Pause in der Sonne am Rhein, wo Peter – quasi das Team Heilbronn in Personalunion und nachdem er ab Amsterdam eine andere Route durch die Niederlande gewählt hat mit seinem Liegerad mit Anhänger wieder zu uns stößt. Bis Bonn ist es nicht mehr weit, wo die Bonner Schokofahrt von ihren lokalen Unterstützern empfangen wird und wir bei diesem Empfang ebenfalls mit eingeladen sind. Gemeinsam liefert man danach einen Teil der Bonner Bestellung in einem Weltladen ab, bevor die Gruppe ins weitere Privatquartier in Bonn-Beuel sowie ein paar andere in verschiedene selbst organisierte Unterkünfte zurückziehen. Ein gemeinsames Abendessen am Rheinufer rundet einen weiteren schönen Fahr-Tag ab.

Der Wetterbericht für Mittwoch, den fünften Fahr-Tag (12.04.) ist eindeutig. Durchgängiges Regenrisiko von 90%, zumeist drei von drei Regentropfen auf der Skala der Vorhersage. Dennoch lässt sich keiner beirren, Michas Knie spielt wieder mit, er ist mit reduzierter Ladung wieder am Start, und zudem ist Louise zur Gruppe hinzugestoßen. Entlang des Rheins geht es durch einige Dörfchen, Pause gibt’s in Andernach, via Koblenz geht es auf die andere Rheinseite nach Vallendar, wo nicht nur Unterkünfte im Gebäude eines Rudervereins zur Verfügung stehen, sondern auch ein Teil der beförderten Schokolade ausgeliefert wird. Die Etappe ist ein wenig kürzer als die sonstigen Tagesrouten, was in Anbetracht der deutlich längeren Route tags darauf als kleine Vor-Belohnung wirkt. Nach kleiner Pause in Bad Breisig gibt es die große Rast in Andernach, und bis auf kleinere Nieselphasen hat das Wetter bis dahin auch einigermaßen mitgemacht. Kurz vor Koblenz kommt der große Schauer dann doch und die in dem Moment geteilte Gruppe steht verschiedentlich unter. Birgit und Georg dürfen privat unterstehen und werden vom Anwohner des zum Unterstand gehörenden Hauses sogar hineingebeten: Er entpuppt sich als Mineraloge, der selbst Ausgrabungen geleitet hat und deren Ergebnisse, unter anderem einen gut einen Meter langen versteinerten Rhein-Hai aus dem Perm-Zeitalter, stolz präsentiert. Daneben grüßen seine Modelleisenbahn-Anlage und Schallplatten mit Herbert von Karajan 😄.
Nachdem der Regen sich erbarmt hat geht es weiter via Koblenz auf die andere Rheinseite und wieder ein paar Kilometer zurück nach Norden zur Herberge dieser Nacht, dem Wassersportverein Vallendar, bzw. dessen Halle, in der es sich mit Isomatten und Schlafsäcken bequem gemacht wird.

Donnerstag 13.04. – sechster Fahr-Tag und längster Abschnitt der Reise. Vom Ruderquartier in Vallendar zurück ans deutsche Eck in Koblenz, ab hier rheinaufwärts, durch das romantische Rheintal, an der Lorelei und vielen Burgen entlang bis Mainz. Noch immer kalt, aber immerhin nicht mehr verregnet. Lange 105 Kilometer, nach denen auch niemand mehr so richtig Kraft hat, noch einen Blogbeitrag zu schreiben. Lassen wir also lieber ein paar Bilder von den Pause in St. Goar und Bingen sprechen und wenden uns dem letzten Fahr-Tag, Freitag, 14.04. zu, an dessen Ende die Ankunft an der Speisekammer steht: nach sieben Tagen und etwa 580 Kilometern und nachdem unsere App berichtet, wir haben alles in allem 1730 Meter Steigung überwunden (ok, es ging auch 1630 Meter bergab), und mit einer immernoch dreistelligen Kilo-Zahl (unangetasteter!) Schokolade im Gepäck, die nun an verschiedene Orte der Rhein-Neckar-Region verteilt wird: Nach Ludwigshafen ebenso wie Schwetzingen oder Heidelberg, und Peter vom Team Heilbronn radelt am selben Tag und nach 75 Kilometern seit Mainz sogar noch in einem Atemzug weiter bis zu seinem Ziel Heilbronn. Respekt!

Von unserem Ladendienst wird das Team Rhein-Neckar natürlich gebührend mit Getränken empfangen und die freudige Ankunft in Bild und Video festgehalten. Eine der Fahrenden, die das erste Mal mitgefahren ist, spricht davon, dass sie nach alle der Stecke und der schönen Zeit zusammen als buntes Team für eine wunderbare Sache vor Rührung Tränen in den Augen gehabt hat, als sie „in Monnem iwwa di Brigg“ gefahren gekommen seien.

Alle sind also wohlbehalten zurück, dazu viel leckere, klimaneutrale und nachhaltige Schokolade, von der wir hoffen, dass sie jeder und jedem, der sie verzehrt, ein wenig wachruft, was wir eigentlich tun müssten, um für unseren Konsum klimaneutral zu werden. Und das nicht nur bei Schokolade oder Kaffee, sondern von der Ernährung über unsere Elektronika und unseren Strom bis zu unserer Kleidung. Es ist ein langer Weg, aber wir müssen ihn gehen und schaffen es nur gemeinsam.

Unser großer Dank gilt an dieser Stelle allen Fahrenden der Schokofahrt: Super, was ihr geleistet habt – wir sind wieder einmal stolz auf euch!

Die Rhein-Neckar-Schokofahrt und damit unser Schoko-Blog sind damit für dieses Halbjahr wieder beendet. Wenn euch nun der Gedanke gepackt hat, dass ihr das nächste Mal auch mitfahren wollt, meldet euch gerne unter info@speisekammer.biz – die nächste Fahrt findet ab dem 30.09.2023 (Abfahrt ab Amsterdam) statt, oder wieder wie in diesem Jahr ab Ostern 2024. Bleibt bis dahin gut in der Spur, bleibt nachhaltig, wir sehen uns in der Speisekammer!

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